Landeskirchliche Gemeinschaft Eschwege e.V.
Gemeinsam Christus nachfolgen
Herrnhuter Losung zum 26.04.2024
Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen.
Jesus spricht: Das höchste Gebot ist das: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit aller deiner Kraft. Das andere ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Gemeinschaftspastor Johann Hermann

 
 

Vom Südkasachstan über Sibirien und badisch Sibirien nach hessisch Sibirien

Hallo zusammen. Meine Lebensgeschichte fängt im Schwäbischen Ländle vor ca. 200 Jahren an. Nun keine Sorge, so alt bin ich nicht. Aber meine Vorfahren sind damals um die Zeit aus Deutschland ausgewandert nach Bessarabien (heute unter Republik Moldau und Ukraine aufgeteilt). Später siedelten meine Großeltern auf die Halbinsel Krim um. Dort ist meine Mutter geboren. Als sie 10 Jahre alt war brach der 2. Weltkrieg aus und Stalin verschleppte alle Deutschen nach Kasachstan. So bin ich in Südkasachstan zur Welt gekommen und groß geworden. Nach der Schule führte mich mein Weg in die sibirische Stadt Tomsk zu meiner ersten Berufsausbildung (ca. 2.500 km von Zuhause). Mit 18 wurde ich zum Russischen Militärdienst eingezogen und noch 1000 km tiefer nach Sibirien verfrachtet. Sieben Monate später (nach der militärischen Ausbildung zum Funker) durfte ich Sibirien verlassen und wurde mit dem Zug fünf Tage lang quer durch Russland nach Weißrussland transportiert, wo mein Dienst in einem unterirdischen, geheimen Bunker ca. 1,5 Jahre andauerte.

Danach kehrte ich nach Südkasachstan zurück und ein halbes Jahr später reisten wir, d.h. meine Mutter, mein ältester Bruder und ich, nach Deutschland aus. 1995 erlebte ich eine persönliche Sinnkrise, ausgelöst vor allem durch den Kulturschock. In dieser Zeit kamen viele Fragen in mir auf, u.a. eine ganz wichtige Frage: wenn es einen Gott gibt, wie kann ich ihm begegnen? In dieser Zeit des Suchens besuchte ich eine Gemeinde in Wolfsburg, die zu Kirchlichen Gemeinschaft der Russlanddeutschen gehörte. Dort habe ich die Antworten auf meine Fragen bekommen und habe mein Leben Jesus anvertraut und so bekam mein Leben einen neuen Sinn.

Ca. neun Monate später erlebte ich durch eine Predigt vom Wilhelm Pahls (Missionswerk „Die Bruderhand") meine Berufung zum hauptamtlichen Dienst. So nahm mein „Wandern" durch Deutschland seinen Lauf. Zuerst die Ausbildung in der Bibelschule Falkenberg, das im tiefsten Brandenburg in der Nähe der polnischen Grenze liegt. Nach Praktika in Thüringen und in Berlin übernahm ich meine erste Stelle als Prediger in Anklam in Pommern (Gemeinschaftsverband Vorpommern). Dort haben meine Frau und ich geheiratet. Nach ca. fünf Jahren ging es dann nach Wertheim, in den Badischen Gemeinschaftsverband, auch Badisch Sibirien genannt. Hier blieben wir 12 Jahre lang und dienten der Gemeinde mit unseren Gaben und Talenten. Der Herr hat uns in dieser Zeit drei süße Kinder geschenkt.

Im August 2020 sind wir nach Eschwege gewechselt, um die hiesigen Mitglieder des EGHN e.V. zu betreuen, und haben gehört, dass die Gegend hier zumindest von Südländern auch Hessisch Sibirien genannt wird. Ein roter Faden ist nicht zu übersehen. Nun sind wir gespannt darauf, was der Herr Jesus hier tun wird.

Johann Hermann